Am Ende eines Kreuzwegs mit 14 Kapellen (deren originale Gemälde am Karfreitag und am zweiten Sonntag im September, anlässlich des Madonnenfestes, ausgestellt werden) gelangt man zum Heiligtum Santa Maria di Loreto, auch bekannt als „Madonna d'Ongero“: ein wahres Meisterwerk der Barockkunst. Es wurde ab 1624 erbaut und in den strukturellen Teilen bis 1646 fertiggestellt, als Ersatz für eine kleine Kapelle, die das wundertätige Bild der Madonna von Loreto enthielt, das auf das Jahr 1515 datiert und noch heute im Inneren vorhanden ist. Der Volksüberlieferung nach wurde das Gemälde von einem taubstummen Mädchen gefunden, das daraufhin das Sprechen und Hören wiedererlangte.
Ab etwa 1640 wurde die prächtige Innenausstattung in mehreren Phasen realisiert, bestehend sowohl aus zahlreichen Stuckfiguren als auch aus grandiosen Fresken. Aufgrund der häufigen Lücken in den
historischen Quellen fehlt noch eine endgültige Studie über dieses bedeutende dekorative Werk, an dem zweifellos bedeutende Stuckkünstler wie Alessandro Casella (1596-1657) und Daniele Antonio
Solari (geboren 1649) beteiligt waren. Dem Ersteren können die beiden Statuen der Kirchenväter im Presbyterium, die reiche Verzierung des Hauptaltars, die vier prächtigen Engel neben den Säulen an
der Kreuzung von Kirchenschiff und Querschiff sowie die Figuren der Heiligen Georg und Andreas auf der Rückwand zugewiesen werden; dem Letzteren werden die Statuen zugeschrieben, die die beiden
Seitenkapellen schmücken (rechts: Heilige Margareta von Antiochien und Heiliger Ambrosius; links: Heilige Maria Magdalena und Heiliger Gregor), sowie die Verzierungen der Seitenaltäre. Die Künstler
arbeiteten hier sicherlich mit einer grossen Zahl von Mitarbeitern aus ihren Werkstätten zusammen.
Unter den zahlreichen und farbenfrohen Fresken – die Geschichten aus dem Leben der Jungfrau Maria, des heiligen Josef und der Kindheit Jesu erzählen – stechen in den Blindbögen des Kirchenschiffs die wunderbaren Gemälde von Giuseppe Antonio Petrini (1677-1759) aus dem 18. Jahrhundert hervor. In diesen hat der Künstler zwei Szenen dargestellt, die einander gegenüberliegen: rechts die Disputation Jesu mit den Doktoren und links die Darstellung im Tempel.
Die Besucher können das ikonografische Programm dieses außergewöhnlichen Sakralbaus in vollem
Umfang genießen, da die Kirche in ihren ursprünglichen Formen erhalten wurde. Die Innenausstattung – obwohl sie sich über fast ein Jahrhundert entwickelte – folgt einem präzisen und kohärenten
kommunikativen Zweck seitens der kirchlichen Auftraggeber.